Bilanzen richtig lesen, besser verstehen, optimal gestalten
von: Hilmar J. Vollmuth
Haufe Verlag, 2007
ISBN: 9783448079524
Sprache: Deutsch
417 Seiten, Download: 2018 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
D Auswirkungen der Steuergesetze auf die Jahresabschlusserstellung (S. 315-316)
Die Tendenz zu einer weiteren Verselbstständigung der Steuerbilanz gegenüber der Handelsbilanz wird weiter verstärkt. Die steuerlichen Eingriffe in gewohnte Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden sind so tief greifend, dass bereits von der Abschaffung der Maßgeblichkeitsgrundsätze der Handelsbilanz für die Steuerbilanz (§ 5 Abs. 1 EStG) die Rede ist.
Für den Jahresabschluss sind jeweils bestimmte Vorbereitungen zu treffen. Neben den buchhalterisch-technischen Aspekten sollten auch die inhaltlich-bilanzpolitischen Gesichtspunkte berücksichtigt werden.
1. Buchhalterisch-technische Aspekte
Bei den buchhalterisch-technischen Vorbereitungen handelt es sich um die Abstimmung und die Bereinigung aller Konten in der Finanzbuchhaltung. Außerdem sind die noch offenen Fragen aus der laufenden Buchhaltung zu klären.
Alle erforderlichen Unterlagen für den Jahresabschluss müssen bereitgestellt werden. Saldenbestätigungen sind anzufordern. Es müssen Vorkehrungen für die entsprechenden Datenerhebungen getroffen werden. Dies gilt insbesondere für die Durchführung der Inventur und die Aufstellung des Inventars.
Es ist auch zu überprüfen, ob sich gegenüber dem letzten Jahresabschluss Veränderungen hinsichtlich der Größenklasse, der Prüfungspflichten und des Umfangs des Jahresabschlusses ergeben haben. Diese vorbereitenden Arbeiten sind erforderlich, damit der Jahresabschluss effizient und zielgerichtet durchgeführt werden kann.
Dafür ist eine gesicherte Datenbasis notwendig, um dann eine Ergebnisvorschau zu erstellen.
Inhaltlich-bilanzpolitische Gesichtspunkte
Die inhaltlich-bilanzpolitischen Überlegungen sollten bereits vor dem Jahresabschluss aufgrund einer Ergebnisvorschau angestellt werden. Die Bilanzpolitik beschäftigt sich insbesondere mit der Beeinflussung der Ergebnishöhe (Gewinn) und mit der Ergebnisdarstellung. Die Adressaten des Jahresabschlusses umfassen die Unternehmensleitung, das Finanzamt, die Banken, die Kunden, die Lieferanten, die Mitarbeiter und die Kapitalgeber. Die Zielsetzungen und die Informationsbedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen sind aber sehr unterschiedlich. Es besteht ein klassischer Konflikt zwischen dem Ausweis eines möglichst hohen Gewinns gegenüber den Banken und einem möglichst steuersparenden Ausweis des Gewinns gegenüber dem Finanzamt.
Die Bearbeitungs- und Entscheidungskompetenzen für alle bilanzpolitischen Aufgaben liegen nicht nur bei einem Mitarbeiter im Unternehmen. Deshalb sollten die entsprechenden Aufgaben gut koordiniert werden. Die Unternehmensleitung eignet sich besonders für diese Koordination aller Arbeiten. Die unterschiedlichen Interessen der Unternehmensleitung, des Controlling, des Rechnungswesens, der Steuerberater oder der Wirtschaftsprüfer und der externen Unternehmensberater müssen berücksichtigt werden. Dadurch lassen sich Bearbeitungslücken, Doppelarbeiten und Abstimmungsprobleme eher vermeiden.