Diagnostik sozialer Kompetenzen. (Kompendien Psychologische Diagnostik, Band 4)

Diagnostik sozialer Kompetenzen. (Kompendien Psychologische Diagnostik, Band 4)

 

 

 

von: Uwe Peter Kanning

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2009

ISBN: 9783840922534

Sprache: Deutsch

139 Seiten, Download: 985 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop
Typ: A (einfacher Zugriff)

 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Diagnostik sozialer Kompetenzen. (Kompendien Psychologische Diagnostik, Band 4)



5 Messung komplexer Kompetenzindikatoren (S. 108-109)

Neben kognitiven Leistungstests sowie der Verhaltensbeobachtung und Verhaltensbeschreibung stellt die Messung abstrakter Kompetenzindikatoren eine vierte Option zur Erfassung sozialer Kompetenzen dar (vgl. Kapitel 1). Während die kognitiven Leistungstests den Anspruch erheben, ganz unmittelbar ausgewählte soziale Kompetenzen messen zu können und dabei auf eine Betrachtung des Sozialverhaltens verzichten, fokussieren sowohl die Verhaltensbeobachtung als auch die Verhaltensbeschreibung explizit das Verhalten in sozialen Kontexten. Entweder wird das Sozialverhalten eines Menschen in der diagnostischen Situation unmittelbar beobachtet oder aber man greift auf Beschreibungen desselben zurück.

Die Instrumente, die wir im vorliegenden Kapitel vorstellen wollen, arbeiten mit weitaus abstrakteren Daten, aus denen sich indirekte Hinweise auf die sozialen Kompetenzen ergeben. Sie betrachten die Konsequenzen des Sozialverhaltens einer Person, die wir als komplexe Indikatoren der sozialen Kompetenz verstehen können (vgl. Abb. 6).

Der Begriff "komplex", soll dabei verdeutlichen, dass keine einfache, lineare Beziehung zwischen den Kompetenzen auf der einen Seite und den Konsequenzen eines Sozialverhaltens auf der anderen Seite besteht, da die Konsequenzen einer Handlung auch vom Verhalten der Interaktionspartner sowie den Spezifika das räumlich-zeitlichen Kontextes abhängen. Verdeutlichen wir uns das Grundprinzip des Vorgehens einmal anhand eines Beispiels: Gesetzt den Fall, eine bestimmte Person leidet unter sozialen ängsten, traut sich nicht, fremde Menschen anzusprechen, ja meidet sogar den Kontakt zu Bekannten. Mithilfe kognitiver Leistungstests könnte man möglicherweise erkennen, dass sie grundsätzliche Prinzipien zwischenmenschlicher Interaktionen nicht versteht. Verhaltensbeobachtungen und -beschreibungen würden demgegenüber das Rückzugsverhalten protokollieren und überdies z. B. Defizite auf bestimmten behavioralen Dimensionen sozialer Kompetenz belegen.

Verfahren zur Messung komplexer Kompetenzindikatoren setzen erst bei den Konsequenzen des Sozialverhaltens an. Sie würden beispielsweise mithilfe soziometrischer Instrumente oder der Tagebuchmethode feststellen, dass der Proband keinerlei Freunde besitzt und seine Freizeit allein vor dem Fernseher verbringt. Beide Tatsachen können als ein Indikator für Kompetenzdefizite angesehen werden. Welche Defizite dies im Einzelnen sind, bleibt im Verborgenen.

Erst dann, wenn man in verschiedenen Lebensbereichen (z. B. Arbeitsplatz vs. Freizeit) unterschiedliche Indikatoren findet, ließen sich hieraus im besten Falle Hypothesen über mögliche Ursachen ableiten. Alles in allem sind die Aussagen, die mit den nachfolgend beschriebenen Instrumenten getroffen werden können, im Vergleich zu den zuvor diskutierten Methoden somit sehr global. Die Kompetenzindikatoren können sowohl über Selbst- als auch über Fremdbeschreibungen erfasst werden. Dabei kommen verschiedene Datenerhebungsinstrumente zum Einsatz, vor allem Fragebögen, Tagebücher und Interviews. Das Interview stellt gewissermaßen eine Universalmethode dar, die für nahezu alle diagnostischen Themen - und somit auch für die Erfassung komplexer Kompetenzindikatoren - offen ist."

Kategorien

Service

Info/Kontakt

  Info
Hier gelangen Sie wieder zum Online-Auftritt Ihrer Bibliothek