Business Know-how Golfstaaten

4. Wirtschaft (S. 57-58)

4.1 Allgemeine Wirtschaftsinformationen

Die Bedeutung der Beziehungen zwischen der Europäischen Union und den Ländern des Golf-Kooperationsrats beruht in erster Linie auf der starken wirtschaftlichen und energiepolitischen Abhängigkeit. Die sechs Länder des Golf-Kooperationsrats (VAE, Katar, Bahrain, Saudi-Arabien, Kuwait und Oman) besitzen eine Fläche von 2,6 Millionen Quadratkilometern, während ihre Bevölkerung nur 28 Millionen Einwohner/ innen zählt. Trotz dieser geringen Einwohnerzahl bilden diese Länder den fünftgrößten Exportmarkt und wichtigsten Handelspartner der EU in der arabischen Welt.

Mehr als 10 Prozent der EU-Erdöleinfuhren kommen aus diesen Ländern. Das seit siebzehn Jahren ausgehandelte Freihandelsabkommen soll die Grundlage für eine weitere Vertiefung der politischen Beziehungen bilden und wird derzeit mit großem Interesse beider Seiten vorangetrieben. Die angestrebte Freihandelszone sollte eigentlich schon 2006 verwirklicht werden, aber Gespräche zwischen beiden Seiten waren wegen Meinungsverschiedenheiten im vergangenen Sommer abgebrochen worden. Nach Beseitigung dieser Probleme könnte nun ein Freihandelsabkommen in 2008 oder 2009 in Kraft treten.

Der Handel zwischen der EU und der Golfregion wird durch die Errichtung der Euro-Mediterranen Freihandelszone bis 2010 zunehmend an Bedeutung gewinnen. »Um das Interesse ausländischer Investoren zu wecken, werden insbesondere durch Standortvorteile Anreize geschaffen. Zu diesen zählen neben großzügigen Visums-, Aufenthalts- und Arbeitsbestimmungen eine liberale Gesetzgebung hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse und ein konfliktfreies kosmopolitisches Umfeld durch Toleranz gegenüber fremden Lebensstilen. Innenpolitische Stabilität, Kontinuität und Transparenz sind dabei gleichfalls wichtige Komponenten. Die Golfstaaten sind einerseits für ihre liberale Wirtschaftspolitik bekannt, andererseits wird den politischen Systemen allgemein Skepsis entgegengebracht. « (Quelle: Nadine Scharfenort, www.giga-hamburg. de/giga-focus, Hamburg 2007)

4.2 Wichtige Branchen

Die arabischen Golfstaaten sind für Industrieanlagen, Maschinen und elektrotechnische Erzeugnisse wichtige Absatzmärkte. Deutschland deckt einen großen Teil seines Ölbedarfs in der Region. Nach Ansicht der Industrieverbände wird die Golfregion für die deutsche Exportwirtschaft weiterhin an Bedeutung gewinnen. Die Golfregion, besonders die Vereinigten Arabischen Emirate und hier insbesondere das Emirat Dubai, sind Zentrum aller Superlative. Nicht nur der Bauwerke, auch der Kapitalien. Hier bringen reiche Iraker und Iraner ihr Geld in Sicherheit. Hier soll sich russisches Schwarzgeld in unvorstellbaren Mengen anhäufen.

Wirtschaftsinformationen und wichtige Branchen der einzelnen Länder

Vereinigte Arabische Emirate P In den Emiraten der VAE ist weiterhin mit einem enormen Wachstum zu rechnen. Die Landwirtschaft beschränkt sich auf Viehzucht, Fischfang spielt ebenso eine Rolle. Die Bevölkerung der VAE genießt, bei relativ geringer Inflation, ein hohes Pro-Kopf-Einkommen. Exportiert werden nach Japan, Südkorea, Indien und Singapur Rohöl, Erdgas und Nichterdölprodukte. Importiert werden aus Japan, Großbritannien, den USA und Deutschland Konsumgüter, Investitionsgüter und Zwischenerzeugnisse.

Die VAE sind für Deutschland nach Saudi-Arabien der wichtigste Handelspartner in der arabischen Welt. Die deutschen Exporte in das Land haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. P Erdöl- und Erdgasförderung sind noch immer die Basis des Wohlstands in den VAE. Rohölvorräte sind die wichtigste Einzelbranche mit 32 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt. Handel und Dienstleistungen machen 43 Prozent aus. Die VAE besitzen weltweit die viertgrößten Erdgasvorräte. Die wirtschaftliche Entwicklung konzentriert sich auf die beiden finanzstärksten der sieben Emirate, Abu Dhabi und Dubai. Doch inzwischen sind auch andere Industrien – etwa Aluminium und ganz besonders Tourismus – dazugekommen.