Holz im Außenraum
von: Thomas Oyen
Bruderverlag Albert Bruder GmbH & Co. KG, 2011
ISBN: 9783871041877
Sprache: Deutsch
181 Seiten, Download: 18068 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
11 Umgang mit historischen Holzkonstruktionen (S. 165-166)
11.1 Vorbemerkungen
Historische Bauteile und Bauwerke sind nicht nur Zeugnisse unserer politischen und religiösen Geschichte, sondern auch Dokumente einer dreitausendjährigen Handwerkskultur. Bis heute ist noch nichts von den Kenntnissen und Traditionen vollständig verloren gegangen, die unsere Handwerksmeister über Jahrhunderte erworben und verbessert haben. Noch gibt es in den alten, scheinbar nicht mehr benötigten Handwerksarten Meister, die sie beherrschen. Aber bereits in wenigen Jahren werden solche Traditionen erdrutschartig verloren gehen, weil die letzten Fachkräfte schlicht und einfach wegsterben werden, ohne dass sie ihr Wissen hätten weitergeben können.
Es ist so ähnlich, als würde eine seltene Tierart aussterben. Welche Aufwendungen werden nicht unternommen, um Luchs und Wildkatze zu schützen. Wer schützt vom Aussterben bedrohte Handwerksarten? Wo gerade jetzt ein zahlungskräftiger Abnehmerkreis existiert, der ihre Produkte zu schätzen weiß. Es ist jetzt und heute Aufgabe der Politik, dafür Sorge zu tragen, dass Handwerkskünste nicht aussterben, denn sie stellen ein unverzichtbares Potenzial an Arbeitsplätzen dar. Die scheinbare Gleichgültigkeit oder auch Hilflosigkeit, mit der auf allen politischen Ebenen wirtschaftskulturelle Fehlentwicklungen hingenommen werden, sind nur schwer zu erklären, und wohl nur durch verstärkte Information und Motivation abwendbar.
Dies gilt für das Holzhandwerk ebenso wie für die gartenbaulichen Traditionen. Auch historische Holzkonstruktionen sind wichtige Zeitdokumente des Zimmererhandwerks. Sie sind aber vor allem wichtige Datenträger im Maßstab 1:1. Da wo sie sich erhalten haben, fehlen oft genug andere Dokumente dazu, sodass diese Objekte selber „Lehrbücher“ der Zimmererkunst von damals darstellen. Deswegen müssen alle diese Objekte exakt studiert, aufgemessen, inventarisiert und dauerhaft dokumentiert werden. Es wäre eine wichtige Aufgabe der Handwerkskammern, solche Analysen zu initiieren, ja zu forcieren und wenn nötig sogar zu finanzieren.
Denn die Kammern und die in ihnen organisierten Innungen sind für das Qualitätsmanagement des Berufsstandes verantwortlich, und damit auch für die Weitervermittlung und Bewahrung der Kenntnisse von einst. Wertvolle Hilfen leisten dazu die Denkmalbehörden. Aber auch Stiftungen, Interessenkomitees, Aktionsgruppen, Heimatvereine und viele Einzelinitiativen vor Ort können Wesentliches dazu beitragen. Nicht selten sind Handwerksbetriebe hier auch direkt eingebunden und zählen zu den Aktiven. Historische Holzkonstruktionen spielen auch in der Gartendenkmalpflege eine wichtige Rolle: „Gartenhäuser zählen zu den höchstgefährdeten Baudenkmälern.
Das Bewusstsein für den Wert dieser liebenswerten Kleinarchitekturen schwand nach dem zweiten Weltkrieg. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege hat sich ihrer besonders angenommen […].“ (Notarius, C., Engelen, P., Hormisch, N.: Lusthäuschen in rheinischen Gärten. Gartendenkmalpflege und Inventarisation, in: Denkmalpflege im Rheinland, Jg. 17, Nr. 2, 2001). Viele öffentliche Gartenanlagen, die früher über aufwendige Holzkonstruktionen verfügten, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg vereinfacht wiederhergestellt. Dies gilt z. B. auch für die grünen Stadtplätze Kölns, die vor dem Ersten Weltkrieg und in den 1920erJahren angelegt wurden. Zäune, Bänke und Pergolen wurden z. T. rekonstruiert, z. T. wurden die Plätze auch umgestaltet (siehe Hess, 2001).