Solare Wärme - Vom Kollektor zur Hausanlage
von: Dr. Sonne Team, Klaus Oberzig
Solarpraxis bei Beuth, 2008
ISBN: 9783934595736
Sprache: Deutsch
161 Seiten, Download: 8183 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
6 Häusliche Warmwasserbereitung (S. 64)
6.1 Potenzial solarer Trinkwassererwärmungsanlagen
Warmes Wasser wird im häuslichen Bereich jeden Tag und während des gesamten Jahres für die Körperreinigung sowie in Spül- und Waschmaschinen benötigt. Diese kontinuierliche Nachfrage ist ein ideales Einsatzgebiet für die Nutzung der solaren Wärme. Nur für die Überbrückung kurzer Schlechtwetterperioden ist eine Zwischenspeicherung erforderlich. Eine vierköpfige Familie in Deutschland kann – je nach Klimaregion
– mehr als die Hälfte ihres Wärmebedarfs für Warmwasser mit nur 4 – 6 m² Kollektorfläche solar decken. In Neubauten nimmt – dank der besseren Wärmedämmung
– der Anteil der Raumwärme am Gesamtwärmebedarf des Hauses im Vergleich zu älteren Gebäuden ab. Damit steigt die quantitative Bedeutung des Wärmebedarfs für Warmwasser und die Möglichkeiten wachsen, einen größeren Teil des Jahreswärmebedarfs von Wohngebäuden solar zu decken.
Daumenregel
Der Kollektorertrag ist abhängig vom Anlagentyp und den Randbedingungen. Im Ein- und Zweifamilienhausbereich können üblicherweise beim Flachkollektor Werte zwischen 300 und 450 kWh/m2a erreicht werden, beim Röhrenkollektor je nach System bis 600 kWh/m2a und mehr.
Üblicherweise wird die Bereitstellung der etwa 1.500 – 2.000 kWh Wärme, die pro Person und Jahr für Warmwasser benötigt werden, von der Gebäudeheizung mit übernommen. Entfällt während der Sommermonate die Raumheizung, läuft die Heizungsanlage des Gebäudes nur für die Warmwasserbereitstellung. Daher muss im Sommerhalbjahr für die Bereitstellung von einem Liter Warmwasser im Vergleich zum Winter etwa das Doppelte an Brennstoff aufgewendet werden. Es ist daher empfehlenswert, den sommerlichen Brennstoffverbrauch zugrunde zu legen, um die Einsparpotenziale durch eine solare Warmwasserbereitung beurteilen zu können. Bei modernen Heizkesseln (Brennwertkesseln oder Pelletheizung) ist er zwar erheblich geringer als bei Altanlagen, aber dieser sommerliche Brennstoffverbrauch kann durch eine Solaranlage fast gänzlich eingespart werden. Entscheidend hierbei ist die Frage der Nachheizung, d. h., ab welcher minimalen Warmwassertemperatur soll dann doch mit der konventionellen Heizungsanlage nachgeheizt werden. Letztendlich ist dies eine Komfortfrage des Benutzers.
Daumenregel
Solaranlagen können im Sommer 100 % und im Jahresdurchschnitt ca. 60 % des Trinkwarmwasserbedarfs decken.