Blogs, Video & Online-Journalismus

Blogs, Video & Online-Journalismus

 

 

 

von: Moritz Sauer

O'Reilly Verlag, 2012

ISBN: 9783868995527

Sprache: Deutsch

432 Seiten, Download: 12296 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen PC, MAC, Laptop
Typ: A (einfacher Zugriff)

 

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Blogs, Video & Online-Journalismus



Einführung


Der Benutzer ist der Inhalt.

Marshall McLuhan

Die Zeit der One-to-many-Medien ist vorbei. Heute informiert jeder jeden über das Medium Internet. Die Leser, Zuhörer und Zuschauer greifen immer öfter selbst ins Geschehen ein. Der Empfänger emanzipiert sich und macht den Schritt vom Konsumenten zum »Prosumenten«, der gleichzeitig produziert und konsumiert. So liest man im ersten Schritt vielleicht einen Artikel, im zweiten kommentiert, verbessert oder ergänzt man ihn. Früher diskutierte man dann in Kneipen, heute hinterlässt man seine Meinung über Ereignisse, Produkte und seine Lieblingsthemen auf Facebook, Amazon, Twitter oder seinem eigenen Blog.

Der Schritt vom Fan zum Berichterstatter ist fließend geworden. Passiert etwas, zückt heutzutage jeder sein Mobiltelefon, fotografiert, nimmt ein Video auf und lädt die Inhalte anschließend ins Internet hoch. Als Mensch will man teilen, und die Barrieren, die die Teilnahme an der Medienproduktion erschweren, sind mittlerweile so stark geschrumpft, dass jeder auf Wunsch zum Sender wird.

So ist auch endlich die Diskussion beerdigt worden, die einen Graben zwischen den Bloggern als »Rittern der Schwafelrunde« und den ernsthaften Journalisten zieht. Ernsthafte Journalisten bloggen heute und heißen nicht nur Stefan Niggemeier. Auch Trends kann heute prinzipiell jeder setzen, denn jeder kann berichten. Das fängt bei jungen Frauen an, die als Mode-Bloggerinnen zu den großen Laufstegen als Berichterstatter eingeladen werden, und hört bei Video-Bloggern auf, die fachspezifische Screencasts produzieren und Technik transparent machen.

Aus all diesen Gründen ist das Internet die größte Herausforderung für Journalisten seit der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg. Denn das Web vereint sämtliche zuvor da gewesenen Medien und setzt als Sahnehäubchen noch die Möglichkeit zur Interaktion in Echtzeit oben drauf. Das Netz ermöglicht die Kombination aus Video, Audio, Links, Bildern und Interaktion. Außerdem transportieren die Datenleitungen – im besten Fall – Inhalte dorthin, wo die Leser, Zuhörer und Zuschauer diese abrufen wollen. Texte, Videos, Bilder, Audio konsumiert man heute nicht nur im Browser, sondern ordert Inhalte immer häufiger über E-Reader wie Kindle und den Tablet-PC iPad, RSS-Newsreader und mobile Endgeräte. Mit der drahtlosen Flatrate-Kommunikation wandert das Internet in die Hosentasche, ist die Suchmaschine omnipräsent und das soziale Netzwerk nur einen Klick entfernt.

Und die Botschaft lautet: Sie können mitmachen! Ein Blog oder ein Videokanal bei YouTube genügt, und Sie gehen auf Sendung und Empfang. Welche atemberaubenden Möglichkeiten sich Ihnen heute bieten, eigene Wort-, Video- und Tonbeiträge im Netz zu veröffentlichen, erläutere ich Ihnen in einem Schnelldurchlauf.

Blogs


Blogs – ursprünglich Weblogs genannt – sind Medien, die in der Regel von Einzelpersonen betrieben werden. Aber es gibt auch zahlreiche kooperative Blogs, bei denen sich mehrere Autoren auf ein Themengebiet spezialisiert haben und darüber berichten. Blogs sind dabei mehr als simple Tagebücher. Sie werden heute z.B. von Wissenschaftlern, Journalisten, Fachleuten, Bürgern, Politikern, Müttern, Jugendlichen, Unternehmen und vielen anderen für eine direkte und oft sehr ehrliche Kommunikation eingesetzt. Blogs machen es durch ihre einfache Handhabung leicht, Informationen zu organisieren und aufzubereiten. Mithilfe eines Blogs schafft sich jeder unkompliziert einen Nachrichtenkanal für die individualisierte Berichterstattung.

Schon allein durch das einfache Publizieren von Inhalten gelangen Blogs in das Bewusstsein der Öffentlichkeit und schaffen wiederum selbst eine Öffentlichkeit. Dadurch relativieren Blogs die etablierten Medien und bilden eine Gegenöffentlichkeit, die über eine alternative Stimme verfügt. Aktuelle Beispiele für Erfolge dieses Journalismus von unten und der unmittelbaren Wirkung per Weblog bilden die zahlreichen Fotos und Videos von Mobiltelefonen, die vor, während und nach dem Loveparade-Unglück im Web veröffentlicht wurden. Aber auch die Blogs, die aus Krisengebieten wie dem Iran, Irak oder Afghanistan Bericht erstatten, erzeugen Aufmerksamkeit und werden gelesen. Dabei greifen Blogs oft noch vor den etablierten Medien Themen auf und veröffentlichen wichtige Informationen.

Schon diese Beispiele machen deutlich, dass die Blogosphäre als sehr locker zusammenhängendes Kollektiv verstanden werden muss, in dem sich Tagebuchautoren neben Technik-Nerds, Experten mit außergewöhnlichen Fachinteressen und vielen anderen tummeln. Blogs bilden einen fast unüberschaubaren Markt an Meinungen und ergeben ein dynamisches Geflecht von Websites, die weit über das Internet verstreut sind und gleichzeitig nebeneinander, zum Teil auch untereinander agieren. Ihr kleinster gemeinsamer Nenner ist die ihren Websites zugrunde liegende Technologie, die Blogs von Foren, Magazinen oder Internetzeitungen unterscheidet.

Weblog-Typen


Neil Postman hat in seinem Buch Wir amüsieren uns zu Tode erklärt, dass Lesende anders denken, den Rhythmus der Informationsaufnahme bestimmen und ihre Konzentration stärken. Kein Wunder also, dass Blogs zum Denken anregen. Denn hier wird gelesen, mitgedacht und mithilfe externer Links das Verständnis einer Sache vertieft. Zahlreiche Blogs werden deswegen für den (politischen) Austausch von Gleichgesinnten genutzt, für die Organisation von Informationen oder das Sammeln von Fakten. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Weblog-Typen, von denen hier einige vorgestellt werden sollen.

Watchblogs


Als Watchblogs bezeichnet man Blogs, die eine Medien- und Journalismuskritik betreiben. Eines der bekanntesten deutschen Watchblogs ist das mit dem Grimme-Preis prämierte www.bildblog.de, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Bild-Zeitung zu überwachen und journalistische Verfehlungen, fehlerhafte Recherchen und streitwürdige Behauptungen aufzudecken (siehe Abbildung 1). Nach dem riesigen Erfolg hat das BILDblog jetzt »alle Medien auf dem Kieker«. Ein Watchblog muss aber nicht per se ein anderes Medium überwachen, sondern kann sich auch auf ein Themengebiet spezialisieren und seine Leser kontinuierlich über aktuelle Strömungen und Tendenzen informieren. So beobachtet das www.npd-blog.info die rechte Szene in Deutschland rund um NPD, DVU & Co.

Abbildung 1 Das BILDblog ist Deutschlands renommiertestes Watchblog. Nahm das BILDblog früher nur die BILD auseinander, so berichtet es jetzt über journalistische Patzer und Fehlschläge aller deutschen Medien.

Warblogs


Blogs, die sich thematisch mit Kriegsschauplätzen und der Krisenberichterstattung auseinandersetzen, nennt man Warblogs. Die ersten Warblogs wurden bei der Invasion von Afghanistan eingerichtet. Eine Auswahl an Warblogs enthält der Wikipedia-Artikel http://en.wikipedia.org/wiki/Warblog.

Fotoblogs


Fotoblogs (oder Photoblogs) sind beliebt unter Fotografen, denn sie setzen die Bilder eines Bloggers in Szene. Das Themenfeld umspannt hierbei private Tagebücher im Fotoalbencharakter über Kunstprojekte bis hin zu Portfolios von professionellen Fotografen, die kontinuierlich ausgebaut werden. Ein Beispiel hierfür ist das Hamburger Fotoblog von Sean McKendall (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2 Fotoblogs sind besonders beliebt bei Fotografen und bieten ein wunderbares Schaufenster für ihr Portfolio (hier www.treeswing.net).

Videoblogs (auch Vlogs)


Um das Thema Videoblog kursieren zahlreiche Begriffe. Manche bezeichnen Videoblogs auch als Vlog (Zusammensetzung aus Video und Weblog). Das aktive Bloggen von Videos nennen Nerds dann Vlogging, Videocasting oder auch Vodcasting. Gemeint ist eigentlich nur, dass man in einem normalen Blog anstelle von Texten Videos veröffentlicht. Das bekannteste und älteste deutsche Vlog ist die Satiresendung www.ehrensenf.de. Ein weiteres bekanntes Videoblog, Sixtus vs. Lobo, wird sogar von 3sat ausgestrahlt (siehe Abbildung 3).

Abbildung 3 Sixtus vs. Lobo ist das satirische Videoblog der beiden Netzexperten Sascha Lobo und Mario Sixtus, das wichtige Internetphänome aus zwei schrillen Perspektiven auseinandernimmt.

Corporate Blogs


Blogs gehören mittlerweile zum guten Ton eines Unternehmens und dienen der Kommunikation mit der Außenwelt. Diese sogenannten Corporate Blogs sollen für mehr Transparenz gegenüber dem Kunden sorgen und können ganz ähnliche Funktionen übernehmen wie ein Newsletter. Sie eignen sich gut, um Anregungen der Kunden aufzugreifen und zu sammeln. Deutschlands Urgestein unter den Corporate Blogs ist Das Saft Blog (www.walthers.de/saftplausch/saftblog/). Auch Megakonzerne wie Mercedes versuchen sich an Corporate Blogs...

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