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6. Die Hauptstadt Bucuresti (Bukarest) (S. 80-82)

6.1 Stadtüberblick

Bucuresti ist die Hauptstadt Rumäniens. Sie ist mit 2,6 Mio. Einwohnern die sechstgrößte Stadt der Europäischen Union und nach Istanbul die zweitgrößte Stadt in Südosteuropa. Bucureºti ist seit 1659 Landeshauptstadt und war von jeher politischer, wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt der damaligen Tara Româneascã (im Deutschen als Walachei bekannt geworden) und später von ganz Rumänien. Die Stadt verfügt über mehrere Universitäten, verschiedene Hochschulen sowie zahlreiche Theater, Museen und weitere Kultureinrichtungen.

Das Klima ist gemäßigt kontinental. In den Monaten Juni, Juli und August liegt die durchschnittliche Temperatur über 20 Grad Celsius, die gefühlte Temperatur liegt meistens bei 30 Grad Celsius aufgrund der schlechten Stadtluft, auch trotz der wunderschönen Parkeinrichtungen und Springbrunnen. Die Wintertemperaturen bewegen sich häufig unter null Grad. Sie fallen jedoch selten unter minus zehn Grad.

Berüchtigt ist im Winter der Crivãt, ein kalter kontinentaler Wind, der aus nordöstlicher Richtung weht (der Ursprung liegt im südlichen Ural- Gebirge) und Dauerfrost sowie Schneestürme mit sich bringt. Bucureºti besitzt zwei Verwaltungsebenen. Für die gesamte Stadt ist die dem Oberbürgermeister unterstellte Stadtverwaltung (Primãria Generalã) zuständig. Ihre Kompetenzen betreffen unter anderem Wasserversorgung, öffentlichen Verkehr und Hauptstraßen.

Die sechs Sektoren in Bucureºti haben jeweils eigene Bürgermeister und ihnen unterstellte Verwaltungen, ähnlich wie in Berlin. Sie sind unter anderem für zweitrangige Straßen, Schulen und Müllentsorgung zuständig. Die Bürgermeister werden alle vier Jahre direkt gewählt.

6.2 Kurze Stadtgeschichte

Der rumänischen Mythologie entsprechend lernen alle Kinder bereits in der Volksschule, dass Bucureºti von einem Hirten namens Bucur gegründet wurde. Eine weitere Erzählung berichtet von dem geto-dakischen König Dromichaites, der die „Freudenstadt" errichtete. Bucurie bezeichnet im Rumänischen Glück beziehungsweise Freude. Im etymologischen Sinn bedeutet Bucuresti = bucuresti: Du bist froh, du bist glücklich. Bucuresti erlangte erst spät seine städtische Bedeutung über die Funktion als fürstliches Macht- und Handelszentrum. Erklärt werden kann diese Entwicklung mit der unsicheren geopolitischen Lage.

Die Tara Româneascã (Walachisches Tiefland) war seit jeher Durchgangsraum unterschiedlicher Wandervölker, die nur wenig Interesse an einer Entwicklung der eroberten Region zeigten. Eine ausgedehnte Periode politischer Stabilität, die für die Entstehung urbaner Strukturen notwendig ist, war lange Zeit nicht gegeben. Das schnelle Wachstum der Bevölkerung und der weitere Ausbau der Stadt begannen 1829. Erst am 24. Dezember 1861 wurde die Bildung des Staates Rumänien aus den Fürstentümern Moldova und Þara Româneascã proklamiert. Ein Jahr später kam es auch formal zur Vereinigung der beiden Fürstentümer.

Sie bildeten den Staat România (Rumänien) mit Bucureºti als Hauptstadt. Im Jahre 1869 erhielt die Hauptstadt ihre erste Eisenbahnlinie. In den 1940er Jahren setzte sich die rege Bautätigkeit nach westlichem, diesmal jedoch in modernem, internationalen Bauhaus-Stil fort, der durch Namen wie Le Corbusier und das Prinzip „Form und Funktion" geprägt war. Im Zweiten Weltkrieg verbündete sich Rumänien zunächst mit dem Deutschen Reich und gegen Ende des Krieges am 23. August 1944 mit den Alliierten. Hitler ordnete deshalb am 24. August 1944 die Bombardierung von Bucureºti an. Einen Tag später erklärte Rumänien Deutschland den Krieg. Im Jahr 1944 kam es durch Bombardierungen und die sowjetische Besetzung zu Zerstörungen in der Stadt.