Warum Meerschweinchen das Klima retten - Einfache Strategien für eine bessere CO2-Bilanz

Warum Meerschweinchen das Klima retten - Einfache Strategien für eine bessere CO2-Bilanz

 

 

 

von: Christof Drexel

GRÄFE UND UNZER, 2019

ISBN: 9783833872297

Sprache: Deutsch

208 Seiten, Download: 14553 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Warum Meerschweinchen das Klima retten - Einfache Strategien für eine bessere CO2-Bilanz



Ernährung


Gleich vorneweg: Man muss kein Vegetarier sein, um eine klimaverträgliche CO2-Bilanz zu erreichen. Es ist hilfreich, geht aber auch mit maßvollem oder durchschnittlichem Fleischkonsum. Vegetarier per se als Weltretter darzustellen, ist zu kurz gegriffen: Wie so oft führt eine Maßnahme alleine, auch wenn sie noch so radikal umgesetzt wird, nicht zum Erfolg. Würde sich ab morgen die gesamte Menschheit fleischlos ernähren, wären die CO2-Emissionen vielleicht um fünf Prozent geringer. Das ist beträchtlich, aber dennoch vollkommen unzureichend. Lieber auf Radikalität verzichten und dafür eine Vielzahl von sinn- und lustvollen Veränderungen vornehmen. Die Palette an Möglichkeiten ist breit gefächert!

Maßgeblich für die hohe CO2-Intensität des Fleischkonsums sind zum einen die riesigen Mengen an Getreide für die Tierfütterung, die meist mit großem Einsatz an mineralischem Dünger einhergehen. Zum anderen schlagen die Methangasemissionen der wiederkäuenden Rinder ordentlich zu Buche. Die nebenstehende Grafik zeigt den Konsum des mitteleuropäischen Durchschnitts sowie einige beispielhafte Varianten.

Wer etwa die Empfehlungen der WHO für eine gesunde Ernährung umsetzt, senkt die Emissionen bereits um 80 Prozent. Fleisch als Lebensmittel ist rein energetisch betrachtet sehr ineffizient: Für eine Kalorie Fleisch müssen zunächst etwa zehn Kalorien in Form von pflanzlichem Futter wachsen. Mit anderen Worten: Jene Ackerfläche, die das Futter für den Fleischkonsum eines Menschen liefert, könnte auch Getreide für zehn Menschen liefern. Das ist ein ethischer Aspekt. Ein anderer, der nicht unterschlagen werden darf, ist die Massentierhaltung. Durchschnittlich wurden für jeden deutschen Bürger am Ende seines Lebens über 1000 Tiere getötet. Fast 90 Prozent davon waren Hühner, die meist aus riesigen Hühnerfarmen stammen. Ein Leben führen diese Wesen dort nicht wirklich. Darüber hinaus ist die Massentierhaltung für ökologische Schäden vor Ort und für gesundheitliche Risikofaktoren verantwortlich. Für einen bewussteren Fleischkonsum sprechen also viele Gründe.

Milchprodukte


Kaum bekannt ist, dass auch Milchprodukte Emissionen im Gepäck haben. Im Mittel sind etwa 0,5 Tonnen pro Jahr zu veranschlagen, also ein weiteres Drittel. Im durchschnittlichen Ernährungsmix sind besonders Butter, Hartkäse und Milch dafür verantwortlich. Auch hier gilt: Wer vegan leben will, findet einen kräftigen Hebel, um seine CO2-Bilanz zu verbessern, es bleibt aber eine von vielen Möglichkeiten. Interessant ist, dass der hohe Käsekonsum eine Erscheinung der neueren Zeit ist: Während die Generation unserer Großeltern mit etwa vier Kilogramm Käse pro Kopf und Jahr auskam, liegt unser Konsum bei über 20. Klimaschutz und Gesundheit gehen auch hier Hand in Hand, zumindest bei den fettreichen Milchprodukten wie Butter, Käse und Sahne.

Die CO2-Emissionen der anderen Nahrungsmittel sind vergleichsweise gering: Rund 0,1 Tonnen pro Jahr entfallen auf Getreideprodukte, weitere 0,1 auf Obst und Gemüse. 0,2 Tonnen pro Jahr verteilen sich auf den gesamten Rest.

Getränke


Den nächsten größeren Block stellen die Getränke dar. Durchschnittlich sind hierfür immerhin knapp 0,4 Tonnen pro Jahr zu verbuchen: Gut 0,1 davon entfallen auf Kaffee. Ebenfalls etwa 0,1 Tonnen pro Jahr stammen von alkoholischen Getränken. Der Rest entfällt auf Tee, Säfte, Mineralwasser und funktionelle Getränke wie Sportgetränke und Energydrinks. Nennenswerte Reduktionen sind möglich. Es ist aber gerade im Bereich der Genussmittel der Vorliebe und Lust des Einzelnen überlassen, die Prioritäten zu setzen.

Unseren Reichtum in Bezug auf das Trinkwasser darf man sich aber vor Augen halten: In vielen Ländern Europas finden wir die luxuriöse Situation vor, Wasser einfach aus dem Hahn trinken zu können, praktisch kostenlos und ohne Verpackung. In Flaschen abgefülltes stilles Mineralwasser bietet fast keinen Mehrwert – diese Emission lässt sich somit am einfachsten eliminieren.

Aber nicht nur beim Wasser, auch bei anderen Getränken spielt die Verpackung eine gewisse Rolle. Am schlechtesten schneiden Weißblech- und Aluminiumdosen ab, gefolgt von Einweg-Glas- und Einweg-PET-Flaschen. Je kleiner das Gebinde, umso ungünstiger. Die beste Bilanz weisen große Mehrweg-Glasflaschen auf. Durch bewusstes Einkaufen lassen sich hier 0,05 bis 0,1 Tonnen pro Jahr vermeiden.

Weniger Fleisch – bio, regional und saisonal


Wenn tierische Produkte ganz oder teilweise ersetzt werden, wird der Konsum von Getreide, Obst und Gemüse natürlich steigen. Doch auch hier gibt es noch großes Einsparpotenzial, zugleich werden der Genuss gesteigert und die Gesundheit gefördert. Deshalb braucht man beim Ziel, eine Tonne einzusparen, auch nicht zwingend vegan zu leben: Die Prinzipien saisonal, regional und biologisch können helfen, den Klima-Fußabdruck noch mal um die Hälfte zu reduzieren!

Saisonal, weil Obst und Gemüse außerhalb der natürlichen Saison entweder sehr energieintensiv in Glashäusern wächst oder über große Entfernungen transportiert wurde. Aber ist es nicht auch schön, sich im April auf den ersten Spargel zu freuen? Oder auf die ersten Erdbeeren, die den Sommer einläuten; Tomaten, Auberginen und Zucchini im Hochsommer; Kürbis im Herbst; und im Winter die große Palette an lagerfähigem Obst und Gemüse. Umgekehrt: Kann man im Februar lustvoll in eine frische Pflaume beißen? Sauerkraut im Juli? Je frischer, je passender zur Jahreszeit, umso größer der Genuss. Wer auf Tomaten aus dem beheizten Glashaus verzichtet und stattdessen auf Saisonalität setzt, reduziert seine ernährungsbedingte Emission um bis zu zehn Prozent.

Regional, weil kurze Transportwege für niedrigen Schadstoffausstoß sorgen. Ganz besonders Lebensmittel aus Übersee, die aufgrund ihrer Verderblichkeit eingeflogen werden müssen, verursachen beim Transport ein Vielfaches der Emissionen ihrer Produktion: Wenn schon Rindfleisch, dann also besser vom Biobauern in der Nähe und nicht aus Argentinien. Üblicherweise ist das Herkunftsland jedes Lebensmittels bekannt und publiziert. Es ist schon viel erreicht, wenn man darauf achtet und prüft, ob es regionale Alternativen gibt. Kurze Transportwege wirken sich in der Regel auch positiv auf die Güte des Nahrungsmittels aus. Auf Bananen oder Kaffee aus Südamerika muss dennoch nicht verzichtet werden, schon gar nicht auf Zitronen aus Spanien: Der wöchentliche Konsum von einem Kilogramm Lebensmittel aus Südeuropa verursacht beim Transport vollkommen vernachlässigbare CO2-Emissionen von vier Kilogramm (0,004 Tonnen) pro Jahr. Dieselbe Menge Lebensmittel aus Südamerika, mit dem Schiff transportiert, fällt mit 0,02 Tonnen pro Jahr ebenfalls nicht ins Gewicht. Per Luftfracht transportiert, verschlechtert sich dagegen die CO2-Bilanz um 0,7 Tonnen pro Jahr, also eklatant! Auf verderbliche Ware wie Fisch, Fleisch und einige exotische Früchte aus Übersee zu verzichten, hilft also ganz enorm. In Summe kann die Emission mit dem konsequenten Einkauf von regionalen Lebensmitteln um 10 bis 15 Prozent gesenkt werden.

Auch die biologische Landwirtschaft trägt wesentlich zum Klimaschutz bei. Sie ist weniger maschinenintensiv, es kommen weder synthetische Pflanzenschutzmittel noch mineralische Dünger zum Einsatz. Mit Letzterem ist weltweit ein sehr hoher Stickstoffverbrauch verbunden: Über 100 Millionen Tonnen Stickstoff verursachen in der energieintensiven Produktion über eine Milliarde Tonnen CO2. Zudem gelangen zwischen zwei und fünf Prozent des eingesetzten Stickstoffs in Form von Lachgas (N2O) in die Atmosphäre, was einem CO2-Äquivalent von rund einer weiteren Milliarde Tonnen CO2 entspricht. Macht zusammen für jeden Erdenbürger 0,25 Tonnen, bei unserer mitteleuropäischen Ernährung etwa 0,4 Tonnen. Unabhängig davon, wie man sich ernährt:

Alleine durch die Verwendung von Biolebensmitteln reduziert man die Emission der Treibhausgase um mindestens 25 Prozent! Der gesundheitliche Aspekt biologischer Ernährung liegt auf der Hand: weniger Pestizidrückstände, weniger Nitrate, weniger Schwermetalle, aber ein höherer Anteil an Vitaminen und Spurenelementen.

Die perfekte Kombination von saisonal, regional und bio bietet übrigens der eigene Garten. Schnittlauch auf dem Fensterbrett, Tomaten auf dem Balkon oder Salat aus dem Hochbeet – das alles hilft, das Archaische der Nahrungsaufnahme wiederzuentdecken, die Ursprünglichkeit des Essens zu schätzen. Die in Mode kommende Bewirtschaftung von Gemeinschaftsgärten und auch der Urban-Gardening-Trend zeugen von diesem Bedürfnis. Dieser Anteil der Ernährung verursacht nicht nur weniger, sondern nahezu keine CO2-Emissionen. Das heißt nicht, dass wir nun alle Selbstversorger werden müssen. Es genügt oft wenig, um die Lust am guten Essen zu steigern und damit eine generelle Sensibilität für hochwertige und gesunde Lebensmittel zu schaffen.

Die FAO ist die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization of the United Nations). Sie beschäftigt sich mit allen globalen Belangen der Ernährung, agiert dabei als wissenschaftliches Netzwerk, das Wissen generiert und verbreitet. Dem Kampf gegen die Verschwendung wird hohe Priorität eingeräumt. Nicht nur in Bezug auf den Klimaschutz, sondern auch als Beitrag gegen den Welthunger.

Eine letzte Möglichkeit, die Emissionen zu reduzieren, betrifft die Verschwendung von Lebensmitteln....

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