Millionenstädte Chinas - Bilder- und Reisetagebuch einer Architektin (1958)Herausgegeben von Karin Zogmayer im Auftrag der Universität für angewandte Kunst Wien

Millionenstädte Chinas - Bilder- und Reisetagebuch einer Architektin (1958)Herausgegeben von Karin Zogmayer im Auftrag der Universität für angewandte Kunst Wien

 

 

 

von: Margarete Schütte-Lihotzky

Springer Verlag, Wien, 2007

ISBN: 9783211715857

Sprache: Deutsch

135 Seiten, Download: 2867 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop
Typ: B (paralleler Zugriff)

 

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Millionenstädte Chinas - Bilder- und Reisetagebuch einer Architektin (1958)Herausgegeben von Karin Zogmayer im Auftrag der Universität für angewandte Kunst Wien



"Altes Chinesisches Wohnhaus und neue Stadtplanung von Peking (S. 37-39)
Peking ist eine der schönsten Städte der Erde – Peking ist die größte alte Gartenstadt der Welt – Peking baut heute viele Wohnungen und der Bedarf dafür wächst rapide. Aus diesen drei Tatsachen ergeben sich die speziellen städtebaulichen Probleme dieser einzigartigen Stadt.

Jeder europäische Architekt oder Stadtplaner, der sich nach kaum elf Flugstunden mit dem Düsenflugzeug so plötzlich in die traumhaft schöne Pekinger Architekturatmosphäre versetzt fühlt, kann sich kaum von dem Gedanken an die künftige Entwicklung, an die Rekonstruktion dieser Stadt freimachen. Auf Schritt und Tritt wird er daran erinnert und immer wieder drängt sich die Frage auf: Wie muss man es machen, damit an dieser riesigen Gartenstadt mit ihren wunderbaren Silhouetten der Mauern, Tore und geschwungenen Dächern nichts ruiniert wird? Wie muss man es machen, damit diese ganze Schönheit nicht durch Industrialisierung, durch moderne Verkehrsanforderungen und durch die Erstellung der heute notwendig gewordenen Großbauten zerstört wird? Kommt es doch gerade jetzt, wo so viel gebaut wird, darauf an, für welche städtebaulichen Prinzipien man sich bei der weiteren Entwicklung der Stadt entscheidet. Davon hängt es ab, ob diese großartige Stadtanlage für künftige Generationen verdorben wird oder ob aus der alten, architektonisch so traditionsreichen und herrlichen Stadt Peking eines Tages eine ebenso schöne, moderne Stadt werden kann.

Die städtebauliche Aufgabe ist von einmaligem Reiz. Sie ist grundsätzlich eine völlig andere als bei unseren europäischen Städten. Die Gegebenheiten der bestehenden Stadtanlage ebenso wie die heutige Situation des Landes bieten der Stadtplanung von Peking drei große Vorteile gegenüber der Planung unserer alten Städte. Erstens: Es gibt kein mittelalterliches Zentrum mit kleinen, geschwungenen Gässchen und winkeligen Plätzen, das dem Stadtplaner in Europa heute, im Zeitalter der Motorisierung, so unendlich viel zu scha.en macht.

Zweitens: Der Grund und Boden ist in den chinesischen Städten nationalisiert (nicht die Häuser), sodass der Städtebauer dort, ungehindert von Einzelinteressen, nur zum Wohle der Allgemeinheit entscheiden kann.

Und drittens: Die alten Bauformen und die handwerklichen Traditionen sind heute in China noch so lebendig wie eh und je, zum Unterschied von Europa, wo die Industrialisierung in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in der Kunst so viel zerstört hat, wo die berüchtigte „Gründerzeit"" mit ihrer Bau- und Bodenspekulation die menschenunwürdige Zinskaserne schuf. Diese für den Städtebau so unglückliche Zeit haben die Chinesen übersprungen, das traurige Erbe der Mietskasernenviertel muss nicht mitgeschleppt werden. Unbelastet davon können die Stadtplaner von Peking an die logische Weiterentwicklung ihrer Hauptstadt nach neuzeitlichen städtebaulichen Forderungen und Erfahrungen herangehen. Die alte, herrliche Stadtanlage ist im Wesentlichen nicht zerstört und die neue, große Industrialisierung des Landes vollzieht sich weit außerhalb des Pekinger Gebiets.

Wieso kann Peking als eine der schönsten Städte der Erde bezeichnet werden?

Peking ist Verwaltungs- und Kulturzentrum dieses Riesenlandes, und wie fast alle andern chinesischen Städte genau in Nord- Süd-Richtung orientiert. Die Stadt ist durch eine ost-westlich laufende Mauer in zwei Teile geteilt: in die nördliche, die sogenannte „Mandschu-Stadt"", mit dem ehemaligen Kaiserpalast, der „verbotenen Stadt"" in der Mitte, und in die Südstadt, die Chinesenstadt, das ist jener Stadtteil, in den die Chinesen nach der Eroberung durch die Mandschus verdrängt waren."

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